Deutschlands Stille Oasen: © menzel-presse.de

39 D ie vom Ingenieur Otto Intze aus Aa- chen geplante Staumauer galt damals als echte Sensation, nach deren Bei- spiel viele weitere Trinkwassertalsper- ren entstanden. Selbst Kaiser Wilhelm II. staunte bei seinem Besuch 1899 über diese bauliche Meisterleistung. Heute ist die wirtschaftliche Bedeutung der Talsperre etwas in den Hintergrund getreten. Dafür ist sie zu einem touristi- schen Highlight der Region geworden. Gut ausgebaute Wanderwege führen entlang des Ufers rund um die Talsper- re und bieten Wanderern wie Joggern ein ungetrübtes Naturerlebnis. Oft sind es auch Reisende, die auf ihrer Nord-Süd-Tour durch Deutschland an der Raststätte Remscheid eine Pau- se einlegen und sich mit einer Runde um das Gewässer die Beine vertreten. Vom Parkplatz am nahegelegenen Ho- tel aus sind es nur wenige Schritte, bis die 160 Meter lange Staumau- er erreicht ist. Diese wurde Anfang der 1990er-Jahre aufwendig saniert und bekam auf der Wasserseite einen Kontrollgang. Durch ihre malerische Lage inmitten ausgedehnter Wälder ist die Eschbach- talsperre trotz der nahen Autobahn eine echte Oase, die zu jeder Jahres- zeit neue Einblicke in Flora und Fauna gewährt. Zahlreiche Wasservogelarten leben und brüten an den für Besucher nicht zugänglichen Ufern, die aber vom Rundweg und der Staumauer aus gut einsehbar sind. Entlang des relativ flach angelegten Rundweges laden im- mer wieder Bänke zum Rasten und Be- obachten ein. Wer nicht unbedingt am viel frequentierten Wochenende hier- her kommt, wird mit überraschendem Besuch von Eichhörnchen, Rehen oder mit viel Glück auch Igel und Baummar- der verwöhnt. Die Staumauer selbst fällt auf der Tal- seite rund 20 Meter tief ab und bietet alle Voraussetzungen für die Nutzung als regenerative Energiequelle. Die 2012 errichtete Wasserkraftanlage lie- fert heute rund 100.000 Kilowattstun- den Strom pro Jahr und deckt damit den Bedarf von etwa 30 Durchschnitts- haushalten. Darüber hinaus ist die Tal- sperre mit einem Stauvolumen von über einer Million Kubikmetern ein Garant für die Trinkwasserversorgung der Region um Remscheid. Um die- se Versorgung sicherzustellen, ist die Eschbachtalsperre durch eine 15 Kilo- meter lange Rohrleitung mit der höher gelegenen Neyetalsperre bei Hückes- wagen verbunden. Seit man in den 1970er-Jahren die steigende Attraktivität der Eschbach- talsperre als Naherholungsgebiet er- Fotos: Werner-Menzel.de Als erste und älteste Trinkwasser- talsperre Deutschlands war die Eschbachtalsperre seinerzeit eine Musteranlage, der viele weitere Stauwerke in Deutschland und Eu- ropa nachempfunden wurden. Sie dient in erster Linie der Trink- wasserversorgung für die Stadt Remscheid, ist aber gleichzeitig Stromlieferant und beliebtes Freizeitziel. Die Talsperre liegt direkt an der Autobahn A1 (Hansalinie) und kann ganzjährig besucht werden. Der Rundweg ist etwa 6,2 Kilometer lang und beinhaltet gegenüber der Staumauer einige Steigungen. Ansonsten führt er flach analog der Uferkante um das Gewässer. Erreichbar ist die Talsperre über die A1 sowohl aus nördlicher wie auch südlicher Richtung. Über die BAB-Raststätte Remscheid gelangt man direkt zum Hotel-Restaurant Eschbachtalsperre, wo ausreichend Parkplätze vorhanden sind. Direkt am Hotel liegt auch die Staumauer. Weitere Infos: www.remscheid.de; www.wupperverband.de Reiseinfos kannte, wurde schließlich aus dem Rundweg um den Stausee ein Lehr- pfad, der jüngeren wie älteren Spazier- gängern und Wanderern Informatio- nen über geologische Beschaffenheit und vorkommende Bäume und Sträu- cher vermittelt. Wer den kompletten Rundweg mit seinen etwa 6,2 Kilome- tern Länge absolvieren will, muss sich auch auf eine deutliche Steigungsstre- cke einstellen und sollte dafür etwas mehr Zeit einplanen. Trotzdem ist der Weg aber auch für Besucher mit Kin- derwagen leicht passierbar. Entlang der Talsperre führt übrigens auch ein Zweig des Jakobsweges von Wupper- tal nach Santiago de Compostela. Als Startpunkt für eine Wanderung oder auch nur einen Blick von der Staumauer über den Stausee bietet sich das Hotel-Restaurant Eschbach- talsperre direkt an der BAB-Raststätte Remscheid an. Hier gibt es ausrei- chend Parkplätze und für sonnige Tage eine Außenterrasse mit direktem Blick auf die Talsperre. Bergische Speziali- täten wie die klassischen Waffeln mit heißen Kirschen oder eine Bergische Kaffeetafel sind nach der Wanderung ein beliebter Abschluss. Werner Menzel Die 160 Meter lange Staumauer der Esch- bachtalsperre an der A1 bei Remscheid ist ein beliebter Aus- gangspunkt für Wan- derer, Naturfreunde und Jogger Kontraste pur: Auf der einen Seite die unberührte Natur des Bergischen Landes, auf der anderen Seite 20 Meter tiefer die Hektik der Autobahn A1 apo_m_038-039_09_17.indd 2 16.03.17 09:19

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